Turnierbericht vom 08.02.2009 - von Klaus Daniels

Zum 7. Spieltag der VL hatten wir die Erstvertretung Euskirchens zu Gast. Da diese mit 9.3 Punkten als Tabellenzweite und Aufstiegsaspirant angereist kamen, während wir nur im Mittelfeld dümpelten wäre ein Unentschieden sicher kein schlechtes Ergebnis. Na mal sehen. Da beide Mannschaften mehr oder weniger pünktlich da waren konnten wir kurz nach 11 die Uhren anwerfen. Euskirchen in Bestbesetzung wir ohne Heribert Kammers aber dafür mit unserem nach langer Pause zurückgemeldetem Stammersatz Thomas Nenner. Herzlich Willkommen zurück !

In diesem schweren Kampf gegen eine durch die Bank gut und ausgeglichen besetzte Mannschaft verliefen die ersten zweieinhalb Stunden hübsch ruhig im Saal. Dann mussten wir die ersten Rückschläge einstecken. Meikel ( Weiss , Br.4), der sich in seiner sizilianischen Sweschnikow-Variante theorietechnisch verhaspelte, geriet in eine gedrückte Stellung und nachfolgend in ein schlechtes Endspiel bei dem ihm ein vorgerückter gedeckter Mittelfreibauer zu schaffen machte. Nachdem er eine Schwindelchance am Brett nicht fand musste er die Segel streichen.

Total verärgert war Patrick (Weiss Br.6), der in seiner schottischen Partie keineswegs schlecht stand und der Meinung war er müsse endlich mal was tun. Er entschied sich für die lange Rochade. Leider hing der Bauer auf a2 den der Gegner dankend annahm. Der folgende Angriff brachte schnell die Entscheidung. 0:2 gar nicht gut.

Aber es ging danach wieder aufwärts. Jens (Schwarz) , der gegen den Routinier Hirth am ersten Brett kämpfen musste, legte eine 1a-Leistung hin. Das etwas zögerliche Spiel seines Gegners nutzte Jens für einen schnellen Vorstoß des h-Bauern gegen die gegnerische Fianchettostellung, außerdem ließ er Dame und Turm aufmarschieren. Ein Springeropfer auf f2 entblößte den Weißen König, dem auch keine Fluchtmöglichkeit blieb. Der Macht der Schwerfiguren war Weiß nicht gewachsen. Sehr schön Jens.

Bei mir (Klaus, Schwarz Br.7) ging es (wie üblich) hoch her. Im Spanier gelang es mir den Angriffsreigen nach einer Läuferabdrängung am Königsflügel zu eröffnen. Daß der eigene König dabei auch im freien steht muss man eben in Kauf nehmen. Die folgende Verteidigung kostete Weiß viel Zeit und ein paar Ungenauigkeiten brachten mir schließlich eine Gewinnstellung. In dem Zug mit dem ich alles klar machen konnte wählte ich das falsche Abzugsschach. Mein Angriff löste sich in Luft auf mehrere Figuren waren angegriffen und mein König stand luftig. So wird aus einer Gewinn- eine Verluststellung , bitter. Ich musste ersatzlos einen Turm geben und meine Hoffnung lag nun einzig in seiner fortgeschrittenen Zeit . Wenige Minuten für 10 Züge bei komplexer Stellung. Das Glück stand mir zur Seite und mein Gegner patzte die Dame ein . Danach überschritt er (allerdings in Verluststellung) die Zeit. Mein zweiter Zeitsieg diese Saison.

Leider verlor währenddessen Rainer (Weiß) am zweiten Brett seine Benonipartie im Endspiel. Es fing eigentlich gut an mit einem gedeckten Zentrumsfreibauern und der Chance am Königsflügel einen Angriff aufzuziehen. Als dieser verpuffte und Schwarz sich am Damenflügel und später auch am Königsflügel mehr und mehr Raum sicherte , sah es schon nicht mehr so gut aus. Rainer verlegte sich aufs Blockieren und wenn er dies konsequent durchgezogen hätte , wäre ein Remis keine Unmöglichkeit gewesen. Der eine Abtausch den er sich leistete statt den Damenflügel komplett abzuriegeln führte zu einem Bauernverlust , weil er aufgrund seines Raummangels ausplatziert war. Danach rollten die Bauern an Damenflügel. So blieben wir also weiter in Rückstand 2:3 bei noch drei ausstehenden Partien.

Ein Blick auf diese Partien brachte aber durchaus Positives zu Tage. Alexander stand an Brett 3 mit Schwarz zwar etwas bedrängt aber nicht schlecht. Thomas (Br.5 , Schwarz) hatte in einem geschlossenem Endspiel einen guten Springer gegen einen schlechten Läufer bei besserer Bauernstruktur. Nisi mit Weiß an Brett 8 hatte zwar einen oder zeitweilig sogar zwei Bauern weniger, aber er war im Doppelturm-Springer-Endspiel im Besitz der offenen Linie bei offensiv platziertem Springer , chancenreich. Es lag eine Überraschung in der Luft.

Thomas hatte mit einer seiner typischen Auffangstellungen die Partie begonnen dann dem Gegner das Läuferpaar gegen einen Doppelbauern auf der f-Linie und einen vereinzelten h-Bauern gegeben. In einer von beiden Seiten im Remis-Sinne geführten Partie wurden schließlich fast alle leicht und Schwerfiguren abgetauscht. Schwarz (Thomas) blieb nur noch ein Springer und Weiß nur noch ein Läufer. Weiß hatte sich aber nach und nach die meisten Bauern auf seiner Läuferfarbe fixieren lassen , sodaß er kaum noch gefährlich werden konnte. Nachdem er den schwarzen König auch noch zum vereinzelten h-Bauern durchließ hatte Thomas einen nicht zu stoppenden Freibauern auf der h-Linie 3:3.

Bei Nisi spitzte sich die Lage nach einer ruhigen Eröffnung im Mittelspiel immer weiter zu. Schwarz spielte auf Material , während Nisi sich die offene Linie und aktives Figurenspiel sicherte. So gings dann ins TTS-Endspiel. Hier zeigte sich dann die Überlegenheit der weißen Stellung. Nisi drängte den schwarzen König an den Rand und setzte ihn dort matt. Nisis Gegner spielte auch tatsächlich bis zum Matt. 4:3 super , jetzt wollten wir natürlich auch mehr.

Und es sah gar nicht schlecht aus. Während die sieben bisherigen Partien bis spätestens 10min nach der Zeitkontrolle beendet waren. War Alexanders Partie erst im Stadium eines endspielartigen Mittelspiels oder eines mittelspielartigen Endspiels. Alexander der bis zur Zeitkontrolle nach eigener Aussage noch keine Aktivität entfalten konnte und meist in leichter Bedrängnis war , bot in der Zeitnotphase , in der sein Gegner begann Züge zu wiederholen , Remis. Dies ist sicher ein lästiger Zeitpunkt für so was , aber sein Gegner durfte natürlich aufgrund der anderen Partie (Nisis Partie lief noch) nicht annehmen. Alexanders Gegner erreichte den 40ten Zug gerade eben (schade eigentlich). Für den Außenstehenden sah die Stellung recht festgefahren aus , aber keineswegs schlechter für Alexander. Aber wie beide Spieler meinten sah es wohl nur so aus. Wie auch immer , Alexander ( dem ja im Mannschaftssinne ein Remis reichte ) sah jetzt seine Chance aktiv zu werden . Er schickte seine Königsflügelbauern vor. Da diese nun angreifbar wurden sah sich Alexander gezwungen die offene Linie aufzugeben. Obwohl der Bauernsturm sehr gefährlich war , erhielt Weiß jetzt durch sein eindringen über die offene Linie in Verbindung mit seinem Läufer auf der langen Diagonale übermächtiges Gegenspiel. Alexander versuchte noch die schwindende Bedenkzeit von Weiß auszunutzen , aber leider war dies vergebens. 2 Minuten blieben übrig.

So mussten wir uns mit einem 4:4 zufrieden geben. Vor dem Spiel wären wir damit sicher gut klar gekommen. Im Nachhinein war vielleicht doch mehr drin. Tja , und Euskirchen ist noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen.

Brett Spieler VdSF DWZ Spieler Rheinbach DWZ Ergebnis
1 Jens Dehmel 2061 Ulrich Hirth 2047 1-0
2 Rainer Wagner 2047 Jürgen Neubauer 2006 0-1
3 Alexander Kaganowski 2051 Michael Gorny 2057 0-1
4 Meikel Weber 1991 Vandenbergen 2098 0-1
5 Thomas Nenner 1953 Robert Herzwurm 2017 1-0
6 Patrick Utler 1941 Wolfgang Scholzen 2032 0-1
7 Klaus Daniels 1903 Thomas Hack 1943 1-0
8 Vladimir Antonioli 1792 Gunnar Weißhuhn 1910 1-0